Zum Monatsende schließen Thomas und Marianne Feger ihre Bäckerei am Kirchberg. Die Münchweierer können aber weiterhin ihr Brot im Dorf kaufen. Die Nachfolge ist geregelt.

Am Montag, 2. November, öffnet Katja Deninger die Bäckerei wieder. Die Backstube bleibt allerdings geschlossen, die neue Besitzerin wird die Backwaren von drei Bäckereien aus der Region beziehen. Darüber hinaus wird sie auch die "Sonne", die seit 15 Jahren geschlossen ist, wieder öffnen, anfangs nur für Gesellschaften und Feiern, längerfristig ist allerdings daran gedacht, das Gasthaus regelmäßig zu öffnen.

"Wir haben keine Kinder, die das Geschäft übernehmen könnten, zudem ist meine Frau gesundheitlich angeschlagen", nennt Thomas Feger, der inzwischen 60 Jahre alt ist, den Grund dafür, dass das Ehepaar das komplette Anwesen Kircher 7 und 9 nun verkauft, das seit 1845, also 170 Jahre in Familienbesitz ist. Thomas Fegers Vorfahren haben damals die "Sonne" ersteigert.

Die "Sonne" am Kirchberg hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Verschiedenen Zwecken hat das Anwesen gedient. 1442 erstmals erwähnt, bot sie Übernachtungsmöglichkeiten, sie war Markthalle und Abgabestelle für den Zehnten an das Kloster Ettenheimmünster. Wochenmärkte wurden in den Räumen abgehalten, sie war für zwei Jahre Notkirche als nebenan die Münchweierer Kirche gebaut wurde. Sie war auch Rathaus und Ratsstube, deswegen ist sie im Volksmund immer noch die "Stub".

Die Backstube, erinnert sich Thomas Feger, war im Gebäude der "Sonne". Der Verkaufsraum war in der späteren Küche oder die Backwaren wurden in der Wirtschaft verkauft. Er hat auch noch miterlebt, dass die Münchweierer mit den geformten Brotlaiben gekommen sind, um sie im Ofen der Bäckerei backen zu lassen. Oder die Leute haben Mehl gebracht, das dann in Brot aufgerechnet wurde. "Die letzte Kundin hat ihr Brot bis vor etwa 30 Jahren zum Backen gebracht", erzählt er. Und als im Ort der Häfele-Beck schloss, haben die Fegers dort 1962 eine Verkaufsstelle eingerichtet, bis 1970/71 die Fegers einen Neubau neben der "Sonne" errichteten.

Backstube und Verkaufsraum wurden gebaut, aber nicht nur. Die "Sonne" erhielt ein Hallenbad und eine Sauna, alle Fremdenzimmer wurden mit Dusche und Toilette ausgestattet. Das war damals alles andere als alltäglich, stellt Thomas Feger fest. Dies und der Name seines Vaters Augustin – aller Welt nannte ihn nur "Gustl" – lockte auch Fußballer an, die beim langjährigen Staffelleiter des Fußballbezirks Offenburg ihr Trainingslager aufschlugen. De Lahrer FV, der SV Oberweier und der VfR Allmannsweier waren über Jahr Stammgäste, bevor nach der Winterpause die Saison wieder begann. Beim Wort "Trainingslager" kann sich Thomas Feger allerdings ein Schmunzeln nicht verkneifen. Heute würde man das eher neudeutsch "Teambuilding" nennen. Auch eine Leichtathletikgruppe hat den Weg nach Münchweier gefunden und findet ihn immer noch. Sie kommt im Winter zum 30. Mal. "Die Zimmer sind zwar nicht mehr modern, aber sauber, und der Gruppe gefällt es hier in Münchweier", sagt Thomas Feger.

Die Wirtschaft selbst ist jedoch seit 15 Jahren geschlossen. "Der Sturz der Mutter, die dann nicht mehr in die Küche gehen und kochen konnte, die Krankheit des Vaters und die Bäckerei und die Wirtschaft, das war einfach zu viel, das ging nicht nebeneinander", erzählt Thomas Feger.

Jetzt ziehen sich die Fegers ins Privatleben zurück und verkaufen ihr Anwesen am Kirchberg. Mit Katja Deninger steht jedoch die Nachfolgerin bereits bereit. Sie wird nicht selbst backen, aber den Verkauf in der Bäckerei weiterführen. Ihre Waren bezieht sie von drei Bäckereien aus der näheren Umgebung. Am 2. November wird sie nach einer kurzen Renovierungspause den Verkauf beginnen. Und auch die "Sonne" wird wieder öffnen, zunächst für für Feste und Feiern. Auf Februar wird sie auch die Fremdenzimmer wieder vermieten, aus der "Sonne" wird dann eine Pension. Längerfristig plant sie, das Lokal als Wirtschaft wieder weiterzuführen.

Quelle: 
Badische Zeitung