Mit dem Bike im Steinbruch in Ettenheimmünster

"Trial-Arena" steht in roter Schrift auf einem kleinen gelben Pfeil. Bis zu diesem Ziel ist es ein weiter und vor allem steiler Weg. Durch enge Straßen, über staubigen Schotter geht es bergauf. Endlich nach den letzten gut 400 Metern zu Fuß angekommen, bietet sich ein wahres Kinoerlebnis für die Augen.

Überall sind Radfahrer zu sehen. Überall ist in diesem Fall wörtlich zu nehmen, Radfahrer dagegen nicht im ursprünglichen Sinn. Spezielle Radfahrer sind gemeint, Trial-Fahrer. Im großen und imposanten alten Ettenheimmünsterer Steinbruch stehen sie inmitten von Felsen, Steinen, Bäumen und allerlei anderer Hindernisse auf den Pedalen ihrer Räder an Abhängen und balancieren, um nicht abzustürzen. Richtig gefahren wird nur selten. Wenige Meter, dann wird wieder mit dem speziellen Rad ohne Sattel, mit breiten weichen Reifen von einer Stelle an die andere gehüpft und gesprungen. Es sieht beeindruckend aus. Innerhalb von zwei Minuten muss ein Parcours so möglichst fehlerfrei durchquert werden. Das bedeutet im besten Fall, von Anfang bis Ende nicht einmal mit dem Füßen den Boden zu berühren. Somit gilt: Bloß nicht das Gleichgewicht verlieren, sonst gibt es einen Strafpunkt.

Zwei Stück hat Max Schrom gerade kassiert und ist mit 2:24 Minuten knapp unter dem erlaubten Zeitlimit geblieben. Der 21-Jährige aus Schatthausen ist nicht zufrieden und ärgert sich. "Man nomann" , schreit er laut, als er kurz vor dem Ziel einen Strafpunkt kassiert. Für Nicht-Trialer wäre schon der Weg zu Fuß heraus aus dieser Sektion eine Herausforderung, wie kann so was nur mit dem Rad funktionieren? "Man braucht absolute Sicherheit auf dem Rad, einen ausgeprägten Gleichgewichtssinn, Kraft und auch Mut" , sagt Max Schrom. Er ist einer der etwa 20 Profi-Fahrer. Nur 9,2 Kilogramm wiegt sein Rad. "In der nächsten Woche bekomme ich neue Felgen drauf. Magnesiumfelgen, die machen das Rad noch mal um 200 Gramm leichter" , erzählt er. Umso leichter, desto besser. Als Fünfjähriger fing er an, mit dem Rad mehr über Hindernisse zu hopsen, als normal von A nach B zu radeln.

In so jungen Jahren dürften auch einige der Kinder und Jugendlichen begonnen haben, die an diesem Tag ebenso ihre Wettbewerbe austragen. Zwei Drittel der insgesamt 144 Fahrer sind unter 15 Jahren. Nils Mattmüller aus Tutschfelden ist einer davon. Der Neunjährige steht auf einem Stein, konzentriert sich, reißt den Lenker nach oben und springt etwa einen Meter nach unten. "Seit einem Jahr fahre ich. Ich habe mal eine Vorführung gesehen und wollte das auch ausprobieren. Mir macht das total Spaß." Sagt es und radelt kurz danach den steilen Weg nach unten zum Wettkampfbüro, wo seine Freunde stehen. Dort angekommen, legt er eine kurze Bremsung auf dem Schotter hin und steigt schnell vom Rad, das alsbald auf dem Boden liegt, wie Dutzende andere auch. Einen Ständer haben Trialräder nicht, der wäre nur im Weg.

Im Wettkampfbüro, einem alten Bauwagen sitzt Rüdiger Weidler am Computer und tippt Ergebnisse aus Listen ein, die ihm ständig hereingebracht werden. Das sind einige. "Für jeden Durchgang bekommen die Fahrer einen Zettel, der nach einer Sektion einmal abgeknipst wird. Einen gelben in der ersten Runde. Grün in der zweiten. Blau dann für die dritte" , erklärt er. Neben ihm auf dem Tisch türmen sich diese farbigen Zettel. Die Zeiten und Strafpunkte werden zusätzlich an den einzelnen Sektionen direkt in eine große Gesamtliste eingetragen, die dann ebenso im Wettkampfbüro landen. An einer Sektion steht Sarah Bühler, eine der 70 Freiwilligen, die helfen, das Mammutprojekt zweier Wertungsläufe für die süddeutsche Meisterschaft für die kleine Mountainbike- und Trialabteilung des MSC Münstertal zu stemmen. "Schreiberin nennt sich der Job hier" , sagt sie nur, lacht und trägt das nächste Ergebnis in die Liste ein, während Max Schrom hinter ihr schon in einer neuen Sektion herumspringt und balanciert. Diesmal klappt es besser. Ein letzter Sprung herunter von einem großen Felsen, nach drei weiteren Metern über die Ziellinie. Die Zeitnehmerin drückt die Stoppuhr. 2:16 Minuten, null Fehlerpunkte. Mannomann, geht doch.