Gelruewe-Ritter glossieren das Münchweier Dorfgeschehen.

’S isch endlich wieder Fasentszitt im Gelrueweland. Beim traditionellen Brauchtumsabend der Narrenzunft am Samstagabend wurden bislang geheimgehaltene Geschehnisse im Dorf an die Öffentlichkeit gezerrt, die Tücken von Münchweier 4.0 aufgezeigt – sofern das schnelle Internet funktioniert – und mächtig viel auf der Gelruewe-Bühne getanzt. Erstmals durchs vierstündige Programm im proppenvollen Saal führte Florian Tränkle.

Traditionell ist derweil der Einmarsch der Narren: Voran die Guggenmusik Dorfschlurbis, bahnte sich der Narrenrat den Weg durch das närrische Volk, darunter mit Bürgermeister Bruno Metz und Ortsvorsteherin Charlotte Götz wie gewohnt die lokale Politprominenz. Ob in der Halle deshalb jeder Stuhl besetzt war, weil die SWEG inzwischen regelmäßig und sogar stündlich das Gelrueweland ansteure, ließ Zunftmeister Harald Sutterer offen. Etwas ernster – aber nur kurze Zeit – war der Einspieler von Vize-Zunftmeister Gerold Ebert, der unter viel Beifall Sabine Gwarys vom Verein Amsel 222 Euro überreichte. Es war der Erlös vom Gelruewe-Fest im vergangenen Jahr, der stets an eine soziale Organisation gespendet wird.

Dann tauchten Narren und Publikum tief ins närrische Treiben auf der Bühne und in der Bütt ein. Nach einem Einheizer der Dorfschlurbis zeigte zunächst der Narresome zur Titelmusik von "Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer" sein tänzerisches Können. Wie verzwickt es werden kann, wenn alte auf moderne Technik stößt, demonstrierten Celine Weidler und Daniel Hoffmann. Hoffmann wollte im Fachgeschäft seine Schreibmaschine, bei der der Buchstabe E hänge, reparieren lassen, die talentierte T-Point-Verkäuferin beschrieb die Vorzüge eines Tablets. Die Beharrlichkeit von Kunde und Beraterin mutierte zur kräftigen Gymnastik für die Lachmuskeln. Spätestens jetzt war das Publikum auf Betriebstemperatur.

Mopeds erzeugen miese Schadstoffbilanz

Wie es mit der Zukunft von Münchweier, aber auch der persönlichen von Ortsvorsteherin Charlotte Götz bestellt sei, wusste Wahrsagerin Dascha (Karin Schmieder). Dascha – hört alles, sieht alles und erzählt alles ... weiter. Sie weissagte, das Frau Götz (Sandra Zanger) erkennen werde, dass der Bus nach Ettenheimmünster mehr Leerfahrten haben werde, weil seit der Schließung der Heilquelle an der Kirche das Interesse am Nachbarort erlahme.

Von wichtigen und unwichtigen Nachrichten aus Münchweier und Umgebung berichteten Elisa Weber und Marcus Ibig in ihrer Tagesschau. Hören und zu sehen gab es etwa, dass Münchweier nach eines aktuellen Schadstoffmessung gleich hinter Stuttgart auf Platz zwei liege. Der Nachricht zugrunde lag eine Messung nach dem Start zum Schwarzwald-Moped.Marathon im vergangenen Sommer. Auch die Dauer des Fahrradwegebaus zwischen Wallburg und Münchweier wird mittlerweile bundesweit mit der Bauzeit des Berliner Flughafens oder der Elbphilharmonie in Hamburg in einem Atemzug genannt. Weinkönigin Karin Schmieder wusste in der Bütt einiges über die Münchwierer zu berichten. Und wie’s in einer KfZ-Werkstatt zugehen kann, zeigten die Hästräger.

Den Umgang mit Schminke zelebrierten auf der Bühne Celine Weidler und Max Klattenhof, die sich auf einen Schmickwettbewerb vorzubereiten schienen. Während die hübsche, vornehm wirkende Celine beim Schminken wusste, was sie tat, bemühte sich ihre Gegenspielerin, alias Max Klattenhof, mit Margarine oder Erdnussbutter. Schließlich löste ein Geschenkgutschein fürs Dampfbad beim etwas übereifrigen und überreifen Ehepaar (Harald Sutterer und Gerold Ebert) allerlei Eheprobleme aus.

Zwischen den Reden und Szenen sorgte Tanzdarbietungen der Sportvereins Münchweier, der Gruppe Dancefloor Destructions und der Dancing Carrots für Stimmung im Saal.Pünktlich um 0 Uhr macht Zunftmeister Harald Sutterer beim Finale den Deckel drauf.

Quelle: 
Badische Zeitung, Foto: Olaf Michel